Rituale und Segnungen

„Alles, was im Bewusstsein ist, steuern wir. 
Alles, was nicht im Bewusstsein ist, steuert uns.“
Claudia Paschke


Das Ritual

Rituale bei der Begleitung schwerer Krisen

Rituale sind ein wichtiger Bestandteil in der Psychotherapie, aber auch vor allem in der Trauer- oder Sterbebegleitung, da hier auf anderer (energetischer) Ebene agiert werden kann, wenn die stoffliche weg fällt . Sie sind ein physisches Hilfsmittel dafür, feinstoffliche Energien nach Wunsch zu erleben oder zu lenken.

Das funktioniert über die energetische Umstrukturierung unseres neuronalen Netzes, welches durch seine elektromagnetische Struktur dafür sorgt, dass wir nach dem Gesetz der Resonanz genau das ins Leben ziehen, was wir aussenden. Wir sind Energie und damit im Wechselspiel mit anderen, die mit uns zusammen ein großes Ganzes bilden. Wir ziehen nicht nur an, sondern strahlen auch aus. Wenn wir die äußere Welt, und damit unser Erleben, verändern wollen, können wir das nur über uns selbst von innen heraus tun. Der Spiegel zeigt immer das, was der Betrachter sendet, sehen will und sehen kann. Wollen wir geistig, seelisch oder physisch heilen oder etwas bewirken, müssen wir und auf unser Ziel innerlich ausrichten. Rituale helfen uns dabei. Wir können Menschen auf diesem Weg erreichen, die räumlich oder sinnlich nicht (mehr) anwesend sind, ihnen Botschaften überbringen oder ihnen Gutes tun (Segen als Ritual).

Wollen wir etwas Bestimmtes manifestieren, wird durch ein Ritual das Vorgestellte zuerst symbolisch zur erlebbaren Realität und dadurch später möglichst auch physisch.  Es kann Heilung anregen bei sich oder geliebten schwer kranken Menschen, aber auch auf andere Weise uns das Leben erleichtern, indem wir ihm dabei auf die Sprünge helfen, Synchronizitäten für und herzustellen.  

In der Trauerarbeit kann das Ritual helfen, das, was nicht mehr ist, bzw. das, was nicht mehr mit den physischen Augen gesehen oder körperlich erlebt werden kann, auf andere Weise wiederherzustellen, damit das verloren Gegangene wenigstens gefühlt wieder in die eigene Realität integriert werden kann, was sehr tröstlich ist. Auf diese Weise wird Verbindung mit der feinstofflichen Welt aufgenommen, der Verstorbenen ja nun mal angehören. Über ein Ritual kann aber auch etwas Verpasstes nachgeholt werden, was auch etwas mit einem macht.  

Damit Rituale richtig wirken, ist es sinnvoll, sie für sich selbst so zu entwickeln, dass sie auf die Person und die Situation ganz individuell zugeschnitten sind. So kann den eigenen Bedürfnissen am besten entsprochen werden, jedenfalls besser als bei vorgefertigten Zeremonien. Ich stehe Ihnen dabei gerne kreativ und hilfreich zur Seite.

Was ist ein Ritual?

Die Essenz eines Rituals ist das Erleben in symbolischen Handlungen.

Alles, was uns widerfährt, ist für uns in dem Moment des Erlebens Wirklichkeit. Das Bewusstsein unterscheidet nicht zwischen Realität und Illusion, zwischen der alltäglichen und der nicht alltäglichen Wirklichkeit, wie die Schamanen sagen.  Im Traum fühlen wir genauso wie im Wachzustand. Darum wirken Rituale. Nur in unserer irdischen Wahrnehmungen klammern wir Erinnerungen der Vergangenheit und Vorstellungen der Zukunft aus unserem Seinszustand aus und bezeichnen sie als  (nicht mehr oder noch nicht) „wahr“. Nach unserem physischen Tod wird alles wieder eins sein ohne Differenzierung, da es Zeit für den reinen Geist nicht gibt. Sie hat nur in unserer physischen Realität eine Relevanz. Vergänglichkeit ist für Entwicklung unerlässlich, sonst könnten wir keine Erfahrungen machen und Auswirkungen von Verbesserungen bemerken. Wir müssen also wechseln zwischen dem Vergehen und dem Werden, in welches sich das Sein in unserer weltlichen Wahrnehmung aufspaltet. Polarität sorgt für eine besondere Art der Wahrnehmung.

Der Mensch machte sich dieses Wissen schon vor Urzeiten zunutze.  Rituale entsprechen in traditionellen Kulturen der moderne Psychotherapie. Diese hat z.B. vom Schamanismus viel gelernt und übernommen. Erst in unserer modernen Gesellschaft, in der wir die Anbindung an unseren Ursprung und den Glauben an die unzerstörbare Verbindung mit allem, was ist, verloren haben, sind Rituale zuerst in Verruf und dann in Vergessenheit geraten. Das liegt sicherlich auch daran, dass sie auch mißbraucht werden können (Schwarze Magie). Man denke nur an rituelle Verstümmelungen von Kindern zum Zwecke der Initiation oder an andere Grausamkeiten, von denen ich hier gar nicht sprechen möchte. Immer noch dienen sie in gewissen Kreisen dazu, zu manipulieren und Macht zu demonstrieren und zu erhalten. Sie können zerstören, aber auch heilen. In unseren Religionen sind sie oft durch eingefahrenes und veränderungsunwilliges Denken zu sinnentleerten Handlungen mit überholten Floskeln verkommen, weil sie jahrhundertelang nicht mehr an die Veränderungen, die stattgefunden haben, angepasst worden sind oder der Sinn bei den Ausübenden nicht verstanden wird.

Erkennung, die nur auf der kognitiven Ebene stattgefunden hat, kann durch ein Ritual viel tiefer ins Bewusstsein gebracht werden. Dafür sorgen körperlich durchgeführte Handlungen, die das erlangte Wissen greifbar und damit spürbar werden lassen. Geist und Köper finden über eine gefühlte Erfahrung zueinander, eine ganzheitliche Bewusstwerdung ist die Folge. Nur die Verschmelzung von Gedanken und Gefühlen führt zu wahrer Erkenntnis. Äußere und innere Wahrnehmung müssen miteinander verschmelzen. Was nicht gekostet wurde, kann auch nicht geschmeckt, verdaut und damit verinnerlicht werden. Das Wissen bleibt an der Oberfläche und kann nicht in tiefe Weisheit transformiert werden.

Inkarnation ist das Erleben, und zwar das ganzheitliche, welches mit allen zur Verfügung stehenden Sinnen erfasst wird. Insofern kann man sagen, dass unser ganzes physisches Leben in einem Körper eine Art  großes Ritual ist. Wir tun so, als ob wir nur stofflich seien und erleben das, was der Geist kreiert hat. Das Vorgestellte wird  durch Verkörperung in eine gefühlte Erfahrungswelt gebracht und dadurch erst wirklich verstanden. Der Regiesseur steigt ein in seinen Film und lässt damit die vorgestellte Realität für sich wahr und lebendig werden. Gott fühlt sich ein in sein geistiges Werk und erfährt sich praktisch in seiner Schöpfung selbst. Das ist der eigentliche hohe und tiefe Sinn der Menschwerdung.

In den letzten Jahrzehnten gibt es glücklicherweise ein Revival der Rituale, und sie erhalten Einzug in ganz gewöhnliche Psychotherapie- oder Beraterpraxen, wo sie mehr Wirkung zeigen, als die meisten etablierten Behandlungsformen.

Wir unterscheiden umgangssprachlich:

  • Alltagsrituale (dienen der Stabilisierung und Identifikation)
  • persönliche Rituale (werden neu entwickelt als Unterstützung der Reaktionen auf den Verlust)
  • familiäre Rituale (machen den Verlust aushaltbar, weil die Gemeinschaft stützt)
  • soziale und gemeinschaftliche Rituale (z.B. Trauergruppen)

Gemeinschaftliche Rituale rund um den Tod sind:

  • Beerdigung
  • 6-Wochen-Amt
  • Jahrgedächtnis
  • Geburtstage
  • Todestage

Rituale, die heilsam ein Ziel unterstützen:

  • Schutzrituale
  • Heilrituale
  • Verbindungsrituale

Man muss auch unterscheiden zwischen einer rituellen Handlungen und rituellen Gewohnheiten. Jeden Tag zur selben Zeit schlafen zu gehen ist kein echtes Ritual, sondern eine Gewohnheit. Rituale werden vorbereitet, durchgeführt und abgeschlossen. Sind diese Kriterien nicht erfüllt, handelt es sich nicht um ein echtes Ritual.

Der Sinn von Ritualen

  • sind tröstliche Begleiter, sorgen für eine Verbesserung  der Lebensqualität
  • heilen seelische Wunden
  • transformieren (Heilung auf tieferer Ebene)
  • können Traumata erlösen
  • alles, was „verrückt“ ist, wird wieder gerade gerückt, so gut und stimmig es geht
  • ermöglichen die Wiederherstellung einer (neuen, anderen) Realität
  • machen etwas Kaputtes damit wieder ganz und sind dadurch heilsam
  • schaffen Erleichterung
  • Abstand zum Alltag / kurze Auszeit
  • geben Hoffnung
  • ermöglichen, dass Hinterbliebene für ihre Verstorbenen noch etwas tun können
  • beschützen, halten, stabilisieren, orientieren, stärken, unterstützen und strukturieren einen emotional chaotischen Zustand, in dem man nichts mehr unter Kontrolle hat
  • stellen ein Gleichgewicht her und ordnen etwas, das durcheinander geraten ist
  • wandeln die eigene Ohnmacht in eine aktive Handlung
  • führen ins Tun und in die Bewegung, wirken damit der Stagnation entgegen
  • erzeugen ein Gefühl von Kontrolle
  • lassen Betroffene handlungsfähig werden und führen sie damit in die Selbstermächtigung – raus aus der Opferrolle
  • machen Opfer zu Helden
  • holen Menschen aus der Isolation
  • stärken den Zusammenhalt
  • verbinden, indem sie Menschen mit gleichem oder ähnlichem Schicksal  zueinander führen
  • unterstützen das Gruppenbewusstsein und soziale Wir-Gefühl
  • verbinden den Menschen mit seinem höheren Selbst
  • verbinden die Lebenden mit den Toten
  • können dem inneren Empfinden Ausdruck verleihen
  • führen zum Aufbrechen von Gefühlen
  • geben Raum für Gefühle, lassen den Trauernden seine Gefühle präsent werden
  • bringen ins  Fühlen, was bisher nur Theorie war
  • unterdrückte Gefühle finden durch die Erlaubnis, gelebt zu werden, ihren Ausdruck –
  • der Umgang mit ihnen kann durch Rituale erlernt werden
  • machen als Übergangsrituale einen Bruch lebbar
  • schließen Lücken, z.B. wenn eine Verabschiedung nicht möglich war, und erschaffen ein Erklärungsmodell, damit die Biographie wieder als schlüssige und logische Abfolge empfunden und damit vom Verstand angenommen werden kann
  • holen nach, was in der Realität (zu Lebzeiten des Verstorbenen) versäumt wurde –
  • Worte, Gesten, Entschuldigungen oder Wünsche können noch ausgedrückt und auf anderer Ebene vermittelt werden
  • veranschaulichen etwas, bringen Klarheit und Licht in eine Angelegenheit
  • helfen dabei, etwas bewusst zu machen, zu erkennen, zu realisieren oder zu begreifen
  • machen Unbekanntes bekannt und Unsichtbares sichtbar
  • helfen dabei, die Welt ganzheitlicher wahrzunehmen
  • helfen dabei, dass sich Menschen besser verstehen und fühlen können
  • sind entwicklungsfördernd
  • fördern die Neueinschätzung von Erfahrungen aus der Vergangenheit und ordnen sie in einen neuen Rahmen ein (Veränderung der Sicht, Eröffnung neue Umgehensweisen,die lösungsorientiert stattfinden)
  • unterstützen Prozesse, können Prozesse in Gang setzen, vertiefen, fortführen oder abschließen
  • können etwas er-, auf- oder ablösen, damit ein Neubeginn stattfinden kann
  • wecken die Intuition
  • können etwas vorweg nehmen und damit die Vorstellungskraft stärken, die notwendig ist, um etwas in die Welt zu bringen und dort zu manifestieren


Der Segen

Die Heilkraft des Segnens

Alles kann gesegnet werden, Menschen, Tiere, Nahrung – selbst Orte oder Dinge.

Ein Segen ist ein Heilstrom, der Gutes auf den Weg bringt und die Herzen bereichert. Durch ihn kann hinzugefügt werden, was fehlte, sich verbinden, was sich trennte, näher kommen, was sich entfernte, zurückgewonnen werden, was verloren ging, bekräftigt werden, was schwach ist.  Ein Segen ist wie eine zärtliche Massage aus Worten für den verwirrten oder verzagten Geist, ein heilender Balsam für jede verletzte Seele und die Muttermilch für einen ausgehungerten und sich nach Liebe sehnenden Körper. Ein Segnen kann Frieden erzeugen, beruhigen, erlösen und  befreien. Er lässt eine neue Dynamik entstehen und verändert die alte Form. Er wandelt den Zweifel in Hoffnung, die Ablehnung in Annahme und gestaltet aus Abschieden Übergänge in neue Seinsformen, belebt und regeneriert.

Jemanden zu segnen bedeutet, ihm zu sagen: Ich bin froh und dankbar, dass es Dich gibt, Du bist für mich wichtig, ich vertraue und verzeihe Dir. Möge Dein Leben für Dich und andere eine Bereicherung sein. Meine liebevollsten Gedanken begleiten und stärken Dich. Ich  wünsche Dir von Herzen alles Gute und ein Leben ohne Angst. Segnen ist heilsame Kommunikation auf höchster Ebene, eine heilige Kraft, welche ohne Umweg direkt aus dem Herzen kommt. Wer wahrhaftig segnet, verbindet sich bewusst mit dem göttlichen Geist, der bereit ist, zu vergeben, zu vergessen und zu verzeihen. Was Du segnest, wird eingehüllt in Liebe, geehrt und geachtet, so, wie es ist, beginnt zu schwingen und mit Dir zu tanzen – auf dass Ihr lebendig und eins werdet, so wie es immer war. Ein Teil von Dir ist auch in mir, und eine Teil von mir ist auch in Dir. Ein Segen verbindet das Ich mit dem Du und führt es ins größere Wir. Das, was wir geben, bekommen wir zurück. Wer segnet, wird gesegnet, wer gibt, der gewinnt.

Nutzen des Segnens für Angehörige Verstorbener

Auch  Jahre nach einem Verlust kann über die Formulierung eines Segens die Beziehung zum Verstorbenen geklärt und verbessert werden, sodass auch im Nachhinein noch etwas geheilt und eine gesunde Bindung hergestellt werden kann. Konflikte werden bereinigt und Ängste abgebaut.

Um einen Segen zu füllen, muss man sich mit etwas Höherem verbinden und damit über sich selbst hinauswachsen. Die höchste Form eines Segens ist die Vergebung. Vergebung ist bedingungslose Liebe und damit göttlich.

Ein Segen kann, genau wie ein Kompliment, von den meisten nur schwer angenommen werden, sind wir doch so erzogen worden, dass Bescheidenheit die Zier ist und nicht ein gutes Selbstwertgefühl. Kritiken sind wir leider mehr gewohnt. Deshalb berühren Segen auch auf einer tieferen Ebene und nicht selten wird dabei geweint.