
WO KOMMT DIE ANGST HER?
Die Angst wird losgetreten, wenn man merkt, dass man keine Kontrolle mehr hat. Aber Leben ist nicht schlüssig, auch wenn der Verstand sich das einreden will, weil er in Kausalitäten denkt. Die Instanz, die alles regelt, liegt im Bereich außerhalb des Verstandes – auf der Gegenseite.
Der Verstand hat keinen Zugriff darauf. Der Vermittler ist die Seele.
Wenn wir den Verstand in diesen Momenten ausschalten könnten, würde auch wieder Vertrauen wachsen. Aber im Körper sind wir nun mal mit ihm identifiziert und es fällt uns schwer, die Beobachterposition einzunehmen, wenn wir involviert sind. Erst, wenn alles zusammenbricht, schaltet er sich in der Panik ab. Und dann lassen wir los, weil uns nichts anderes übrig bleibt. Alle Stufen bis zur Panik sind der erfolglose Versuch des Verstandes, noch etwas regeln zu können. Geregelt wird aber sowieso nicht von unten (aus dem Verstand), sondern von oben (aus dem reinen Geist). Unser Verstandes-Ich hat nichts in der Hand. Man kann alles „richtig“ machen – sich gesund ernähren, Sport treiben, meditieren, gut zu den Menschen sein und trotzdem früh sterben, weil die Seele andere Pläne hat, die wir nicht kennen.
Das zu wissen bringt uns aus der Fassung, sorgt aber auch gleichzeitig dafür, dass wir die kurze Zeit Leben so effektiv wie möglich ausschöpfen und nutzen wollen. Menschen, deren Ende naht, sagen oft: „Ach hätte ich doch noch ...“ Sowohl Zeit als auch Sterblichkeit wirken dem Vertrödeln von Zeit entgegen. Manche könnten an dieser Stelle wieder einwenden, in Wirklichkeit gäbe es keine oder unendlich viel Zeit, und insofern auch nichts zu tun oder zu verpassen. Auch das stimmt, aber nicht im Diesseits, sondern in der Welt, die wir betreten, wenn wir hinüberwechseln. Unsere Dimension ist die Raum-Zeit. Wir wissen nicht, ob das Handeln, so wie es aus einem Körper heraus geschehen kann, auch in anderen Ebenen möglich ist. Ich jedenfalls fühle mich besser, wenn ich in der Zeit meiner Existenz auf Erden etwas Sinnvolles in die Welt geben kann, auch wenn das Sinnvolle in erster Linie für mich Sinn macht.
Global gesehen macht jede Handlung Sinn. Ein jeder Mensch beeinflusst durch sein Dasein auch alles andere. Niemand lebt nur für sich.
Was füttert die Angst?
Wir Menschen sind so gemacht dass unser Hauptaugenmerk immer auf dem Negativen und nicht auf dem Positiven liegt. Damit füttern wie die Angst und erschaffen uns die Angstknöpfe. Wir schauen lieber Horror- und Katastrophenfilme, weil wir sie spannender finden als Rosamunde Pilcher. Wird die Angst in uns geschürt durch das Fernsehen oder ist das Fernsehen auf unsere Bedürfnisse, uns ängstigen zu wollen, abgerichtet? Es wird wohl beides sein. Ich schrieb ja schon, dass wir „hinabgestiegen“ sind ins Irdische, um auch Angst und Schmerz kennenzulernen, welches Gefühle sind, die zu unserer Bandbreite dazugehören. Ohne sie zu kennen, sind wir nicht empathiefähig und sozialkompetent. Vielleicht ist Harmonie auch zu berechenbar und damit langweilig. Wir sind neugierig und voyeuristisch veranlagt, wahrscheinlich damit wir es uns nicht zu bequem machen, sondern auch bereit für Abenteuer und Neues sind. Das Leben würde wenig bewegend sein und uns schläfrig machen, wenn nichts passiert, was außergewöhnlich ist und uns damit weckt, wenn wir wieder einschlafen. Die Zeitungen oder Nachrichten sind voll von Horrormeldungen, weil sich keiner für die Alltäglichkeiten interessiert, die nur die flache Oberfläche berühren. Katastrophen sind auch das Salz in der Suppe des Lebens, denn sie bewegen etwas, auch wenn sie keine bei sich selbst haben möchte. Zu Hause soll ruhig alles so laufen wie immer. Kompensieren kann man diese Langeweile ja auch, indem man im sicheren Sessel zu Hause das Drama der Welt beobachtet, oder, wer aktiver werden will, vielleicht ein nettes Ballerspielchen spielt. Wenn anderen weh getan wird, ist das nicht so schlimm, man kennt sie ja nicht. Etwas anderes ist, wenn man plötzlich selbst oder das eigene Umfeld betroffen ist. Insgeheim hofft man ein Leben lang, alles Schlimme passiert nur woanders.
Wir sind schon eine komische Spezies, aber es geht um Erleben, und zum Erleben gehört ALLES.
Alles aus allen Perspektiven und allen Blickwinkeln heraus wahrzunehmen ist sicherlich einer der Gründe, warum Leben erschaffen worden ist. Wir sind die Augen Gottes und zugleich Gott selbst. Wie Spiegelscherben, in denen sich immer das Ganze spiegelt, ohne dass etwas abgetrennt werden kann, sind wir die Persönlichkeitsanteile eines einzigen Großen und bilden zusammen das Universum, welches wiederum in ein größeres Universum eingebunden sein muss, wenn man die Unendlichkeit konsequent betrachtet. „Wie im Kleinen, so im Großen“ lautet ein Hermetisches Gesetz. Alles ist selbstähnlich und ineinander „verschachtelt“.
Die 4 Stufen der Angst
1. Die Sorge:
- entspringt dem Gefühl, die Zukunft kontrollieren zu wollen
- fehlendes Vertrauen
- zieht Stimmung runter, ernst
- ist eine aktive Kraft, die auffordert, etwas zu tun
- Verstand will vorbeugen, damit nichts Schlimmes passiert
- Vorsorge, Fürsorge, Nachsorge
- alle Absicherungen entwachsen ihr
- Selbstwirksamkeit: Man ist handlungsfähig und kann dafür sorgen, dass nichts geschieht (zumindest meint man das, wissen kann man es nie!).
2. Die Furcht:
- Misstrauen steigt
- Ahnung, nichts Konkretes
- Bedrohung, gespenstisch
- kriecht
- das Neue, Unbekannte, nicht Greifbare
- den Gegner Angst noch nicht klar vor Augen
- Fluch - Flucht
3. Die Angst:
- lähmt
- isoliert
- wird körperlich spürbar
- Bodenhaftung nicht mehr vorhanden
- ist eine Falle
4. Die Panik:
- tot stellen oder überschießende Reaktionen
- Amoklauf
- alles außer Kontrolle, die Sicherung knallt durch
- Ohnmacht
- Alarmsignal des Unterbewusstseins

Wovor haben wir Angst?
Die 5 Grundängste:
- Tod und Auflösung
- Schmerz
- Einsamkeit
- Armut
- Verrücktwerden
Kinder haben Angst vor:
- Dunkelheit / Keller
- dem schwarzem Mann
- dem Verlust der Eltern
- dem Alleinsein
- Entführung
- Märchen (Hexe, Zauberer, böse Feen, Fluch, gefressen werden)
- dem Erschrecken
- unfassbar Großem
- Gespenstern
- Krieg, Weltuntergang, Vernichtung
- Schlägen, Schmerzen
Was wurde uns damals gesagt, wenn wir ängstlich waren?
- „Du musst keine Angst haben!“
- „Stell Dich nicht so an!“
Wir wurden in unserer Not nicht ernst genommen und haben darum auch nicht gelernt, mit Ängsten konstruktiv umzugehen.
REALITÄT UND VORSTELLUNGSKRAFT
Auch heute noch werden die Ängste anderer Menschen nicht für voll genommen, weil sie „nur“ der eigenen Vorstellungskraft entspringen und damit keinen Realitätsanspruch haben. Aber ob rationale oder irrationale Ängste – dem Körper ist egal, ob erdacht oder nicht, er reagiert, und zwar absolut physisch. Angst lässt sich messbar abbilden. Damit machen wir sie im Körper sichtbar. Noch bewusster wird uns die Angst, wenn wir ihr ein Bild geben (in Form eines Namens, wenn wir sie laut aussprechen, eines Gegenstandes, der symbolisch für die Angst steht, oder indem wir sie malen. Somit bringen wir sie auf die materielle Ebene, wo sie angeschaut, bearbeitet und verändert werden kann. Sie in uns zu verändern in Gedanken ist lange nicht so wirkungsvoll. Das wird auch der Grund dafür sein, dass wir inkarnieren, um unseren Ängsten ganz greifbar begegnen zu können. Personifizierte und materialisierte Gefühle sind ein echtes Gegenüber. Verändert man etwas auf der materiellen Ebene, ändert es sich auch auf der immateriellen. Wir können also guten Gewissens behaupten, dass das Leben hier Therapie ist und alles, was materiell sichtbar wird, einen immateriellen Ursprung haben muss.
LEITSYMPTOME DER ANGST
- kalte Extremitäten
- kalter Schweiß (= vorsorgliche Abkühlung vor der Flucht)
- Zittern
- flacher Atem
- Schwindel
- Übelkeit
- hoher Blutdruck
- erhöhter Puls
- Herzrasen
- Blutleere im Kopf / Blackout (Denken würde stören, da zu langsam)
- Muskelanspannung (für die notwendige Power)
- Verdauung setzt aus
- weite Pupillen (für eine bessere Wahrnehmungsfähigkeit)
- Adrenalinausschüttung (HWZ 20min)
Alles ist darauf ausgerichtet, dass man entweder kämpfen oder fliehen kann. Für den Kampf muss man wach sein. Was der Körper mit uns macht in einer solch lebensgefährlichen Situation haben wir nicht unter Kontrolle. Totstellen kann z.B. auch eine Reaktion auf eine Katastrophe sein, aber eben keine offensive, sondern eine defensive, welche sich der Angst durch Nichtstun entziehen will. Hier dissoziiert die Psyche, weil sie absolut überfordert ist. Solche Dissoziationen können lange anhalten. Sie äußern sich in Erstarrung. Gerade bei traumatisierten Menschen bleibt die Angst eingefroren und damit dauerhaft in den Körperzellen gespeichert, bis sie gelöst wird und abfließen kann, bspw. durch neurogenes Zittern. Das wird nicht alleine aus sich selbst heraus erreicht, sondern bedarf einer guten Traumatherapie.
Wie können wir die Angst nutzen, was hat sie für Qualitäten?

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